Ich wunderte mich sehr, als ich unsere U15-Mädchen vor ihrem Spiel gegen SC Gremmendorf Bodenturnübungen machen sah. Ich wunderte mich und konnte diese Form der Spielvorbereitung nicht recht einordnen.

Schließlich nahm ich an, dass es wohl eine neue Art der Vorbereitung auf einen Wettkampf sei, die mir bisher wohl entgangen war, obwohl ich mich immer sehr darum bemühe, auf der Höhe der Zeit zu sein, was den Sport und seine Ausprägung und seine Übungen angeht. Natürlich hätte ich die Mädchen auch fragen können. Das wollte ich aber nicht, weil ich zu der Zeit, in der sie ihr Bodenturnen absolvierten, vom Spiel unserer D1-Jungen gegen SuS Neuenkirchen sehr gepackt war. Später dann, als die U15-Mädchen dann kurz vor dem Anpfiff ihres Spiels gegen die Gremmdorfer zu mir geläufigen Formen des Aufwärmens übergingen, hatte ich ihre Bodenübungen ganz vergessen.

Den Sinn ihres Tuns erfuhr ich erst einige Tage später, als ich mich mit vier von ihnen - mit Celina, Angelika, Sophie und Paula - zu einem Gespräch über ihre Trainersituation traf. Buchstaben hätten sie auf dem grünen Kunstrasen mit ihren Körpern dargestellt, sagten sie mir. Buchstaben, die eine Nachricht ergeben hätten an ihren bisherigen Trainer André Gellenbeck. Diese Nachricht hätten sie dann mit einem Smartphone fotografiert und in eine soziales Netzwerk eingestellt. Dass sie ihrem Gelli Hochachtung zollten und Anerkennung für seine Trainerarbeit, dass sie ihn dringend benötigten für die sportliche Ausbildung und die persönlich Prägung, das alles wollten sie ihm sagen, und vor allem, dass er seine Entscheidung, vom Traineramt zurück zu treten, wieder umkehre.

Hoffen wir, dass er´s tut. Denn sein Engagement und seine Begeisterung für den Mädchenfußball fehlen uns sehr. Es liefe uns, das kann man ohne Übertreibung sagen, ein wichtiges Rad für unseren Fußball vom Wagen.

Er ist vor einigen Wochen von seinem Traineramt zurückgetreten. Und die Mädchen seines U15-Teams wollen das nicht hinnehmen, vor allem weil sie der Ansicht sind, dass die sportliche Qualität ihres Teams dadurch Schaden nehmen wird. Darum entschlossen sie sich zu der oben beschriebenen Aktion, darum baten sie unseren Jugendleiter und mich um ein Gespräch. Dieses verlief meiner Ansicht nach sehr konstruktiv: Die Mädchen formulierten ihre Wünsche und Ansichten und machten dezidierte Lösungsvorschläge. Sie akzeptierten aber auch Gegenmeinungen und Kompromissvorschläge. Vor allem aber waren sie bereit, Verantwortung für den guten Fortbestand des U15-Mädchenteams zu übernehmen.

Die vorgetragenen Meinungen und Begründungen darf ich hier nicht ausbreiten, weil ich sehr hoffe, dass die aufgetretenen Meinungsverschiedenheiten sich beilegen lassen. Ihr Breittreten würde das jedoch vermutlich erschweren, wenn nicht gar verhindern. Und so bitte ich alle Beteiligten und alle Interessierten: Lasst uns eine Lösung des Konflikts anstreben, unterstützen wir die hierzu eingeleiteten und noch zu treffenden Aktivitäten unseres Jugendvorstands.

Die vier Mädchen unseres U15-Teams sind dazu bereit, dessen bin ich mir nach unserem Gespräch ganz sicher. Sie werden zwar, so haben sie´s angekündigt, immer ´mal wieder nachfragen, sie werden aber die Arbeit der Verantwortlichen durch unangebrachte Aktionen nicht stören.

Und dafür sage ich ihnen Dank. Ich danke ihnen aber auch dafür, dass sie mich trotz ihrer Jugendlichkeit in einigen meiner Lebensauffassungen bestärkten, mir einige Binsenweisheiten fürs´s Zusammenleben wieder verdeutlichten: Dass man eine Meinung haben muss, dass man fähig sein muss zum Kompromiss, dass man Verantwortung für andere und für das Gemeinsame übernehmen muss, all´ das machten sie mir durch ihre Äußerungen und durch ihre Haltung wieder einmal so richtig deutlich. Sie zeigten mir aber auch, was ich bisher unerwähnt ließ, dass man nämlich für ein möglicherweise kontroverses Gespräch nicht nur eine gute Vorbereitung braucht, sondern auch eine gute Atmosphäre schaffen muss. Sie erreichten gerade das, indem sie zuvor einen Kuchen buken, den wir nach unserem Gespräch mit Appetit verzehrten.

Ich bin froh, dass wir Menschen ihrer Qualität in unseren Reihen haben.

Und so grüße ich glücklich, Dein
Epi Bördemann
- Vorsitzender -


Die nächsten Sprechstunden unseres Vorsitzenden im Büro der Fußballabteilung:
6. Oktober und am 14. Oktober
jeweils um 18.30 Uhr