Münster - Er ist jung und steht erst am Anfang seiner Karriere. Doch überall, wo er auftritt, hinterlässt er einen nachhaltigen Eindruck. Das hat einschneidende Konsequenzen. Lennart Zeugner steht vor seinem Debüt in der deutschen U-18-Fußballnationalmannschaft. „Vor zwei Jahren habe ich nicht daran gedacht, dass das klappen könnte. Es ist alles noch ein bisschen wie im Traum“, sagt der Hiltruper.

Geht es im Fußball zu schnell nach oben, kann man schnell den Halt verlieren. Lennart hat damit kein Problem. Allein schon deshalb nicht, weil er seit anderthalb Jahren für Borussia Dortmund in der A-Junioren-Bundesliga spielt. Beim Deutschen Meister hat man erwiesenermaßen ein Gespür dafür, Talente mit Bodenhaftung zu fördern und zu fordern.

Seinen ersten Lehrgang mit der deutschen U-18-Auswahl absolvierte der 17-Jährige vor knapp vier Wochen in Kaiserau. Die Einladung habe ihm Verbandstrainer Helmut Horsch überbracht, verkündet der 17-Jährige. Zwar kann der Gymnasiast des Hiltruper Kant-Gymnasiums nicht bestätigen, inwieweit der ehemalige Trainer des SC Preußen den Verantwortlichen beim DFB einen Tipp gegeben hat. Doch es liegt nahe, dass sich Horsch veranlasst sah, das Talent aus Hiltrup für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Offenkundig beeindruckte Zeugner Nationaltrainer Christian Ziege. Der ehemalige Profi des FC Bayern, FC Liverpool und AC Mailand, der seit August Chefcoach der deutschen U 18 ist, lud den Hiltruper zu einem zweiten Lehrgang ein. Von seinem Vereinstrainer erfuhr er schließlich, dass er im U-18-Kader für die Länderspiele gegen Italien am 9. November in Bad Neuenahr und am 13. gegen Belgien in Koblenz steht. „Jetzt hoffe ich, dass ich auch eingesetzt werde“, fiebert der 17-Jährige seinem internationalen Debüt entgegen.

Mit einer Größe von 1,92 Meter ist der Hüne prädestiniert, die Position des Innenverteidigers zu bekleiden. Zeugner erledigt das beim BVB mit bemerkenswerter Souveränität. Fußballerisch liegen seine Wurzeln beim TuS Hiltrup. Anschließend durchlief er beim SC Preußen die U 15 und U 16, um dann zum BVB in die U 17 zu wechseln. Auch in der U 18 dauerte es nicht lange, bis er sich einen Stammplatz auf seiner Lieblingsposition erkämpft hatte. „Vorbilder hatte ich nie“, sagt Lennart, der freilich betont, dass die Art und Weise, wie sein Vereinskollege Mats Hummels aus dem BVB-Bundesliga-Kader spiele, seinem Ideal sehr nahe komme.

Viermal pro Woche fährt der Zwölftklässler mit dem Zug zum Training nach Dortmund. Trotz des zeitlichen Aufwands gelingt es ihm, schulische und sportliche Herausforderungen in Einklang zu bringen. „Man braucht nicht darauf zu warten, dass der Zug zum Training fährt.“ Der Satz verrät einiges über seine Einstellung. Wenn man bereit ist, sein Leben in die Hand zu nehmen, kann man es weit bringen. Manchmal sogar bis zum Nationalspieler.

VON HEINER GERULL, MÜNSTER

Quelle: WN Münster