Die Entscheidung traf manche wie ein Keulenschlag: Thomas Fuchtmann wird in der nächsten Fußballsaison den TuS Hiltrup nicht mehr trainieren, dessen Erste er gerade zum Westfalenliga-Aufstieg geführt hat. Der Stadtteilklub ist auf der Suche nach einem neuen und passenden Coach, der die Herausforderung annehmen kann.
Nach unseren Informationen ist Cihan Tasdelen erster Wunschkandidat, ein Treffen mit TuS-Verantwortlichen soll verabredet worden sein. Der 36-jährige Selbstständige (Foto r.) hat jahrelang im Junioren- und U23-Bereich des SC Preußen herausragend erfolgreich gearbeitet, ehe er im Mai 2010 sein Amt zur Verfügung stellte. Seither beobachtet er die Szene, ist also auf dem Laufenden.
Fuchtmann in die Fußballpause
Fuchtmann wird seinen laufenden Vertrag auf eigenen Wunsch auflösen und eine Fußballpause einlegen, was die Tätigkeit im Seniorenbereich angeht. Der langjährige DFB-Stützpunkttrainer wird auch nach den Sommerferien in Ostbevern die fähigsten Junioren des Kreises fortbilden. Wie berichtet ist dieser Vertrag unlängst erst verlängert worden.
Messlatte liegt hoch
Aus „privaten und beruflichen Gründen“, so heißt es von Fuchtmann und dem TuS in einer gemeinsamen Erklärung, müsse die Trennung nur wenige Wochen nach dem Meisterstück erfolgen. Als Leiter des Rechnungswesens eines münsterischen Unternehmens ist Familienvater Fuchtmann schon lange gefordert. „Gerade die neue Klasse stellt Anforderungen an mich selbst, denen ich nicht in dem notwendigen Umfang nachkommen kann“, sagte der (Ex-)Trainer gegenüber echo-muenster.de.
Uli Kockmann (l.) spielt demnächst auch mit Alexander Nowitzki zusammen. Sören Velling und Jonas Kreutzer kommen auch zum TuS.
Er habe lange überlegt und die schwere Entscheidung, „die ich letztlich treffen musste“, von allen Seiten beleuchtet. „Das tut auch weh, zumal sich beim TuS alles bestens gefügt hat und der sportliche Erfolg natürlich Lust auf mehr macht.“ Er stelle aber nun einmal an sich selbst die größten Ansprüche. „Und da weiß ich, dass ich die mit der mit zur Verfügung stehenden Zeit nicht erfüllen kann. Es würde immer eine Lücke klaffen, es würde mich unzufrieden machen.“ Mindestens ein Jahr dieser Art von Auszeit hat er sich verordnet. „Dann sehe ich, wie es mir damit geht.“
Vier Jahre, drei Aufstiege
Vier Jahre lang war Fuchtmann Trainer im Seniorenbereich, gleich drei Aufstiege feierte er in diesem kurzen Zeitraum. Den VfL Wolbeck führte er in die Bezirks- und Landesliga, schafft dort nach einem schweren Jahr den Ligaerhalt. Und wechselte zum TuS, den er in seiner ersten Spielzeit wieder zurück in die Westfalenliga führte.
Sein Vorgänger Rainer Leifken war aus anderen Gründen ebenfalls nur ein Jahr im TuS-Amt. Michael Evelt trainierte in Hiltrup von Mitte 2005 bis Mitte 2009, nach dem Abstieg aus der Westfalenliga wurde der Vertrag aufgekündigt.
Sportleiter Rolf Neuhaus erfuhr am 31. Mai von Fuchtmanns Schritt. Er ist jetzt der Mann, der am stärksten gefordert ist. Zwar steht der neue Kader bis auf wenige noch zu besetzende Planstellen, aber ein neuer Coach dürfte auch darauf drängen, die eigene Handschrift anbringen zu dürfen.
Neuhaus: "Gehen unseren Weg"
"Ich spreche jetzt mit den Kandidaten", sagte uns Neuhaus, der schnell vier Bewerbungen auf dem Tisch hatte. "Wir müssen an zentraler Stelle eine Person austauschen, waber wir werden unseren Weg weitergehen." Den Entschluss Fuchtmanns bedauert Neuhaus, "aber ich kann seine Beweggründe nachvollziehen."
Fuchtmann kann jedenfalls den Klub nur wärmstens empfehlen, der als eine der solidesten Adressen in Münster gilt. „In Hiltrup kann man ideal arbeiten, hier helfen viele mit, die Menschen kümmern und identifizieren sich.“
Thomas Austermann
Thomas Fuchtmann tritt mit sofortiger Wirkung zurück
Am heutigen Dienstag erreichte uns um kurz vor Elf folgende Meldung: Thomas Fuchtmann, Trainer des TuS Hiltrup, wird in der kommenden Saison nicht mehr Coach des Westfalenliga-Aufsteigers sein. Der 39-jährige Erfolgstrainer war seit dem vergangenen Sommer für die Geschicke am Osttor verantwortlich und feierte neben dem Gewinn der Meisterschaft in der Landesliga 4 zuletzt auch den Kreispokalsieg.
Mehr dazu lest ihr in unserem Heft am Donnerstag.
Pressemitteilung des TUS Hiltrup
Thomas Fuchtmann wird seine Trainertätigkeit beim TUS Hiltrup nicht fortführen. Er bat letzten Dienstag, zwei Tage vor dem Pokalendspiel, den Sportlichen Leiter Rolf Neuhaus um die vorzeitige Auflösung seines Vertrages zum 30.06.2011. Diesem Wunsch kommt der TUS ungern nach.
Münster, 07.06.2011
Rolf Neuhaus und Thomas Fuchtmann
Fuchtmann räumt seinen Stuhl beim TuS Hiltrup
Münster - Eigentlich hätte Thomas Fuchtmann gar keine Hand mehr frei, um sich gebührend zu verabschieden. Links die Meisterschale, rechts der Kreispokal, womit soll der Trainer denn jetzt noch zum Abschied winken? Und - vor allem - warum überhaupt? Vielleicht, weil man ja bekanntlich aufhören soll, wenn es am schönsten ist? Ganz so einfach war die Nachricht, die gestern in heimischen Fußballkreisen für großes Aufsehen sorgte, dann aber doch nicht zu erklären.
Die Nachricht vom überraschenden Ende der Erfolgsbeziehung zwischen dem Trainer des frisch gebackenen Fußball-Westfalenligisten TuS Hiltrup und seinem Team kam zumindest für die meisten Beteiligten sehr überraschend. Nicht allerdings für Fuchtmanns Sohn Lukas. Der Neunjährige „freut sich schon riesig auf die zusätzliche Zeit mit seinem Papa“, sagt Fuchtmann. Seinem Filius habe er das in die Hand versprochen - da gibt es kein Zurück. Die zusätzliche Freizeit ist allerdings nur einer von mehreren Gründen für Fuchtmanns überraschenden Rückzug - wenn auch ein sehr wichtiger. „Es wurde immer schwerer, private und berufliche Verpflichtungen mit dem Sport zu vereinbaren“, so Fuchtmann.
„Ich habe da einen hohen Anspruch an mich selbst, den ich nicht mehr erfüllen konnte. Ich spürte, wie mich das unzufrieden machte“, gibt Fuchtmann zu Protokoll, der nach vier Jahren und drei Aufstiegen als Trainer im Seniorenbereich - zunächst beim VfL Wolbeck und dann in Hiltrup - jetzt „erstmal eine Pause einlegen will“. Ob, und wie das klappt, weiß der ausgewiesene Fußballfachmann selber noch nicht. „Ich muss sehen, ob ich ohne Fußball glücklich bin - oder ob ich in zwei Monaten wieder irgendetwas anfangen muss“, sagt Fuchtmann augenzwinkernd. Ein Jahr zumindest soll die Auszeit mindestens dauern.
Beim TuS-Vorstand hat die Trennung, die Fuchtmann wenige Tage vor dem Kreispokalendspiel gegen die SG Telgte bekanntgegeben hatte, für außerplanmäßige Betriebsamkeit gesorgt. Rolf Neuhaus kehrte gestern aus dem Korfu-Urlaub zurück - und setzte sich umgehend mit dem aktuellen Trainermarkt auseinander. „Eigentlich habe ich das auch schon auf Korfu getan“, bestätigt Neuhaus, dass er per mail und sms auch im Urlaub ständig „wohl oder übel“ in die Entwicklungen involviert war.
„Sehr ungern“, so Neuhaus, lasse man den Trainer ziehen, mit dem der Verein „ein sehr gutes und erfolgreiches Jahr hatte“. Aufstieg und Pokalsieg - „besser geht es doch nicht“. Dennoch signalisiert Neuhaus Verständnis für die Entscheidung - auch wenn sie die verdiente Fußballpause dramatisch verkürzt. „Wir haben drei Trainer auf unserer eigenen Liste, weitere werden sich jetzt sicher melden. Da gibt es viele gute Leute“, so Neuhaus, der bis Anfang kommender Woche Klarheit schaffen will. Der Trainingsauftakt in Hiltrup ist für den 1. Juli geplant. „Das schaffen wir“, gibt Neuhaus Entwarnung.
Zu den heißen Nachfolge-Kandidaten zählt Cihan Tasdelen, der als langjähriger Trainer der Preußen-Reserve sowohl den TuS als auch die neue Liga bestens kennt.
VON ANSGAR GRIEBEL, MÜNSTER