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Leifken im Interview: "Einstellung ist wichtiger als System"
MÜNSTER Nach nur zwölf Monaten im Dienst des TuS Hiltrup verlässt Rainer Leifken den Landesligisten am Saisonende. Warum seine Saisonbilanz trotz dreier Titel mäßig ausfällt, erklärt der 53-jährige Schuldirektor aus Bösensell im MZ-Gespräch.
Siege beim Fuchs-Cup, beim Ausber-Cup, Stadtmeister, Vize-Kreispokalsieger. Das klingt nach einer magischen Saison.
Leifken: Die Feiern waren ganz schön, ja. Aber der Erfolg beim Fuchs-Cup hat die Erwartungen auch zu hoch geschraubt. Die Truppe war völlig neu formiert, das passte noch nicht. Es war ein langer Prozess fürs Gefüge. Das zeigten die Liga-Leistungen.

Stimmen Sie zu, dass der Teamgeist lange fehlte?
Leifken: Ja. Ein Problem war, dass viele Leistungsträger gegangen waren. Das zweite, dass ich keinen Einfluss mehr auf den Kader hatte, als ich im Juni kam. Aber das Hauptproblem war die fehlende Hackordnung. Anfangs lief’s wie bei einem Hühnerhaufen. Jeder war sich für die Drecksarbeit zu schade. Da war kein Leitwolf, erst recht keine Hierarchie.

Hatten Sie dennoch den Wiederaufstieg erhofft?
Leifken: Nach unserer guten Vorbereitung schon. Aber da habe ich mich blenden lassen von den guten Leistungen. In der Liga waren wir nicht in der Lage dagegen zu halten, wenn andere vollen Willen offenbarten.

Wo lagen sportliche Sorgen?
Leifken: In der Offensive. Es fehlte ein Knipser. Allein in den drei 0:0-Heimspielen im Herbst hatten wir Chancen für mehrere Wochen. Es fehlten zudem Christian Kappelhoff und Oliver Logermann monatelang.

Wie stehen Sie zu dem Vorwurf, Ihr System mit Libero sei veraltert?
Leifken: Totaler Schwachsinn. Im Jahr zuvor wurde in der Halbzeit manchmal auf Libero umgestellt. Wenn ich Viererkette spiele, muss ich zu 100 Prozent wissen, wer für welche Position geeignet ist. Diese Zeit fehlte. In Nottuln sind wir mit Libero Landesliga-Meister geworden. Wichtiger als das System ist immer die Einstellung. Das habe ich in Hiltrup gelernt.

Was macht es leicht, was schwer, bei einem Großverein wie dem TuS in der Verantwortung zu stehen?
Leifken: Positiv ist, dass der ersten Mannschaft alles ermöglicht wird, sie als Aushängeschild Priorität genießt. Schwierig ist, dass am Rand viele ein offenes Ohr für kritische Töne aus dem Team haben. Und dass oft über mich, aber selten mit mir gesprochen wurde.

Was überwiegt für Sie zum Abschied? Feiern oder Frust?
Leifken: Wir sind ja derzeit Fünfter in der Liga, das war das offizielle Ziel. Ich habe hier gute Freunde gefunden. Und auch die Negativerlebnisse haben Teile des Teams zusammengeschweißt. Alles positive Dinge. Aber ich bin auch selbstkritisch, habe einige Dinge zu spät erkannt.

Wie geht’s für Sie weiter?
Leifken: Ich habe alle Anfragen abgelehnt, brauche etwas Abstand. Aber ich werde sicher oft am Platz stehen. In Nottuln, in Gievenbeck – und auch in Hiltrup.

Ist der TuS in der neuen Saison ein Titelkandidat?
Leifken: Wenn ich sehe, wer alles kommt, verbessert sich der Verein erheblich. Da muss es der Anspruch sein, ganz vorn dabei zu sein. Ich hoffe für Thomas Fuchtmann, dass er schneller ein Gefüge installieren kann.


Quelle: MZ Münster für Mittwoch, 26. Mai 2010

(ab, 25.05.2010)

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